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5 Tipps um das Maximum aus den letzten 6 Wochen Vorbereitung zu holen


Ganz Handball-Deutschland befindet sich aktuell in der Saisonvorbereitung. In den meisten Städten sind die Hallen aktuell auf Grund der Sommerferien noch geschlossen, einige glückliche Mannschaften dürfen jedoch schon in der Halle schwitzen. Ob die Einheiten bei dem Wetter drinnen oder draußen angenehmer sind, lassen wir mal außen vor.


Die Saison beginnt in den meisten Verbänden Anfang/Mitte September, dementsprechend fragen sich viele Trainer, wie sie jetzt nochmal das Beste aus den letzten 6 Wochen herausholen können. In diesem Artikel möchte ich dir 5 konkrete Tipps geben, wie du mit deiner Mannschaft zu 110% vorbereitet in die Saison startest!


Tipp #1 - Laserscharfer Fokus auf die wichtigsten Schwerpunkte

Viele Trainer möchten in ihrer Saisonvorbereitung so viele verschiedene Schwerpunkte abdecken, wie möglich. 6:0-Deckung, 3:2:1-Deckung, Überzahlspiel, Unterzahlspiel, 2 Spielzüge mit dem 7. Feldspieler, Angriff gegen defensive Deckungen, Angriff gegen offensive Deckungen, die neuen Regeländerungen ins Spiel integrieren, Spielzug im Zeitspiel, Abwehr gegen den 7. Feldspieler…ich könnte hier noch tagelang weiter machen. Und übrigens, wie du von den neuen Regeländerungen am besten profitierst, das habe ich dir bereits im letzten Blogartikel vorbereitet, folge einfach diesem Link!


Aber solange du mit deiner Mannschaft nicht 1. Bundesliga spielst und 7 Einheiten die Woche hast, solltest du deine Trainingseinheiten deutlich fokussierter nutzen.

Hast du schonmal vom 80/20-Prinzip gehört?

Beim 80/20-Prinzip geht es darum herauszufinden, welche 20% der Aktionen am Ende zu 80% vom Ergebnis führen. Wenn du dir jetzt deine Mannschaft anguckst und dir vorstellst, dass ihr nächste Woche euer 1. Saisonspiel habt, was ist der wichtigste Schwerpunkt, an dem du bis dahin noch arbeiten musst? Der Schwerpunkt der im besten Fall 80% von eurem Erfolg ausmacht?



Bei den meisten Mannschaften hat die Abwehr den größten Anteil am Erfolg. Dann gibt es eine Handvoll Mannschaften, die in der Abwehr bereits überragend sind und die den meisten Effekt aus effektivem Angriffstraining ziehen würden. Aber bei vermutlich keiner Mannschaft würde ein zusätzlicher Spielzug für den Kempa zwischen Rückraum Links und Rechtsaußen den größten Anteil zum Sieg beitragen. Also analysiere deine Mannschaft und lege dich auf die 2-3 wichtigsten Schwerpunkte fest. Höchstwahrscheinlich ist ein Schwerpunkt davon deine bevorzugte Abwehrvariante und ein anderer Schwerpunkt das torgefährliche Stoßen und weiterspielen. Was auch immer bei dir das Wichtigste ist, stelle sicher, dass diese Schwerpunkte am Ende der Saisonvorbereitung von der kompletten Mannschaft zu 100% beherrscht werden.


Fokussiere dich auf den wichtigsten Schwerpunkt in den nächsten Trainingseinheiten, bis dieser auf Wettkampfniveau beherrscht wird. Dann, aber wirklich erst dann, gehst du zum zweitwichtigsten Schwerpunkte und wiederholst dabei deinen ersten Schwerpunkt immer wieder, so dass deine Mannschaft darin nicht abbaut. Nach diesem Muster arbeitest du dich durch deine wichtigsten 2-3 Schwerpunkte und überlegst dann erneut, was deiner Mannschaft den größten Leistungsschub bringen wird. Diesen Prozess kannst du theoretisch die komplette Saison exakt so durchziehen.


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Tipp #2 - Verschaffe dir 15 Minuten mehr Trainingszeit


Du hast vermutlich im 1. Teil eurer Saisonvorbereitung kräftig im athletischen Bereich gearbeitet und deine Mannschaft topfit gemacht. Natürlich kannst du nicht die ganze Saison über in der gleichen Intensität weiter Athletiktraining machen, jedoch ist ein Athletikblock in jeder Einheit Pflicht. Dadurch verringerst du das Verletzungsrisiko deiner Spieler enorm und machst sie gleichzeitig natürlich auch stärker fürs Spiel.


Diesen Athletikblock kannst du ganz einfach vors Training schalten, indem du deine Spieler einfach an ein paar Basis-Übungen arbeiten lässt und diese gleichzeitig auch als erstes Aufwärmprogramm benutzt. Der Vorteil dieser Übungen ist, dass sie überall ausgeführt werden können, auch wenn die Halle vor euch noch besetzt ist. Wenn ihr also um 19:00 Uhr Training habt und die vorherige Mannschaft auch bis 19:00 Uhr trainiert, dann triffst du dich mit deinen Spielern einfach komplett umgezogen um 18:45 auf dem Seitenstreifen (oder draußen, oder im Vorraum oder wo auch immer…) und machst 15 Minuten Kraft- und Stabitraining. Mit folgenden Übungen kannst du nichts falsch machen:


1. Unterarmstütz

2. Seitenarmstütz

3. Glute-Bridge

4. Liegestütze

5. Kniebeugen

6. Superman



Ein ganz einfaches Programm, das du zwischen 12-15 Minuten variieren kannst, deine Spieler aufwärmst und gleichzeitig alle wichtigen Muskelgruppen trainierst. Du kannst problemlos 6 Wochen lang, vor jedem Training 15 Minuten mit den exakt gleichen Übungen arbeiten und eine einfache Leistungsprogression einbauen, dass deine Spieler jede Woche 2-3 Wiederholungen oder 5-10 Sekunden mehr von jeder Übung machen.


Tipp #3 - Mannschaftliche Geschlossenheit durch ein Team-Event

Kommen wir mal für einen Moment aus der Halle heraus und gucken uns das Konstrukt der Mannschaft an sich an. Handball ist ein unglaublich sozialer Sport, das weißt du natürlich selber. Jeder Trainer erkennt die Wichtigkeit einer mannschaftlichen Geschlossenheit an, die wenigsten Trainer arbeiten jedoch aktiv dafür, diese auch zu erreichen. Dabei kann das sehr spaßig sein und muss nicht durch langweilige Teambuilding Aufgaben aus irgendwelchen Seminaren vom Landessportbund erreicht werden.

Nimm dir 2-3 Spieler aus deiner Mannschaft, mit denen du ein Team-Event organisierst, oder die das vielleicht komplett selbständig organisieren (evtl. habt ihr schon das passende Amt dafür vergeben). Dann überleg einfach nur, was deiner Mannschaft Spaß macht, bzw. Spaß machen könnte und schon verbringt ihr einen schönen Tag zusammen. Dabei ist deiner Kreativität keine Grenze gesetzt. Von Paintball oder Lasertag, über Minigolf oder Kartfahren, bis zum Indoor-Soccer oder Bogenschießen könnt ihr wirklich alles machen. Die Aktivität ganz einfach mit einem Frühstück und/oder einem Grillabend verbinden und fertig ist ein chilliges & spaßiges Team-Event, bei dem deine Mannschaft deutlich enger zusammenrücken wird.



Also, auch wenn du etwas introvertierter sein solltest, lasse dich auf einen schönen Tag mit deiner Mannschaft ein und freue dich darauf, deine Spieler deutlich besser kennenzulernen. Das ist eine Win-Win Aktion für alle Beteiligten! Und falls deine Mannschaft am Ende noch feiern gehen möchte, kannst du dich jederzeit ausklinken oder natürlich auch als treibende Kraft dabei sein :)


Tipp #4 - Bringe deine Mannschaft in den Wettkampfrhythmus

Lass uns wieder in die Halle gucken und uns einen häufig unterschätzten Schwerpunkt auseinandernehmen: Der Trainingsrhythmus. Du weißt, Menschen sind Gewohnheitstiere. Dabei gewöhnt sich unser Gehirn immer ein bisschen schneller an neue Umstände, als unser Körper. Wenn du nach Australien fliegst und auf einmal im Linksverkehr fahren musst, dann ist das nach 2-3 Stunden im Auto bereits kein Problem mehr. Wenn du Langschläfer bist und auf einmal jeden Tag um 5:00 Uhr aufstehen willst, dann wird dein Körper ein paar Tage brauchen, bis er sich an den neuen Rhythmus gewöhnt hat.


Wenn wir das auf unseren schönen Sport übertragen, dann haben wir meistens einen Vorbereitungsrhythmus und einen Wettkampfrhythmus. In der Vorbereitung trainierst du mit deiner Mannschaft meistens etwas häufiger und hast evtl. auch vermehrt Testspiele, oder Testspiele auf Wochentagen. Das ist soweit auch überhaupt kein Problem, nur wenn es dann in Richtung Saisonstart geht, solltest du deine Mannschaft bereits in den Wettkampfrhythmus übergehen lassen. Damit startest du in den letzten beiden Wochen der Vorbereitung und hier gebe ich dir 4 einfache Schritte, die du in den letzten beiden Wochen umsetzt:


1. Exakt die gleiche Anzahl an Trainingseinheiten und Spielen, wie in der Saison.

2. Training an den exakt gleichen Tagen, wie in der Saison.

3. Gucke ob euer ersten Saisonspiel zu Hause oder Auswärts ist. Du planst die letzten beiden Spiele in der Vorbereitung so, dass bereits der korrekte Heimspiel/Auswärtsspiel-Rhythmus besteht. Wenn euer erstes Saisonspiel ein Heimspiel ist, dann ist euer Testspiel in der vorletzten Woche der Vorbereitung auch ein Heimspiel, und das Testspiel in der letzten Woche der Vorbereitung ein Auswärtsspiel.

4. Das Heimspiel zur exakt gleichen Anwurfzeit wie in der Saison.


Durch diese 4 einfachen Schritte stellst du sicher, dass deine Mannschaft bereits im Wettkampfrhythmus ist, wenn die Saison startet.



Tipp #5 - Benutze deine Testspiele wirklich effektiv

Der letzte Tipp klingt sehr sehr einfach und intuitiv. Trotzdem wird er von vielen Trainern nicht umgesetzt, obwohl es so logisch ist. Du kannst deine Testspiele als Spiele sehen, oder du kannst deine Testspiele als Möglichkeiten sehen, deine Mannschaft in den wichtigsten Schwerpunkten (die hast du ja zum Glück bereits in Tipp #1 festgelegt) extrem schnell zu verbessern.

Das zu erreichen ist viel leichter, als du dir vorstellst. Du musst dich bei den Spielen einfach nur auf weniger fokussieren, als dein innerer Trainer es eigentlich will. Wie schon Bruce Lee sagte: "Simplicity is the key to brilliance".

Du guckst einfach nur, in welchem Schwerpunkt du dich aktuell mit deiner Mannschaft im Training befindest, z.B. 6:0-Abwehr. Dann ist es deine einzige und wichtigste Aufgabe in diesem Testspiel deine 6:0-Abwehr zu verbessern. Nichts anderes. Das ist laserscharfer Fokus! Also, bei deinem Testspiel positionierst du dich einfach an der Seitenlinie hinten bei der Abwehr und korrigierst durchgehend eure 6:0-Abwehr. Du lässt keine Möglichkeit aus, deine Abwehr zu verbessern. Egal ob Laufwege, Kommunikation der Spieler untereinander, Abstände zum Gegner, was auch immer. Deine Aufgabe ist es, dass eure 6:0-Abwehr am Ende des Spiels besser ist, als vor dem Spiel. Ihr könnt von mir aus gerne 19:16 verlieren, die Hauptsache ist, ihr macht einen richtig guten Job hinten in eurer 6:0-Deckung. Natürlich kannst du dich zwischendurch ins Angriffsspiel einklinken und mal einen Spielzug ansagen oder dort ein paar grundlegende Fehler korrigieren. Aber nur, wenn es dich nicht daran hindert die Abwehr zu korrigieren.


An dieser Stelle ist es wirklich egal, was dein Schwerpunkt ist. Wenn du erkennst, dass es in deinem Testspiel nur darum geht in diesem Bereich nach dem Spiel besser zu sein, als vor dem Spiel, dann wirst du einen guten Job machen. Und in genau diesem Licht betrachtest du von jetzt an jedes Testspiel, dass du mit deiner Mannschaft in den nächsten Wochen noch vor dir hast. Dein Trainingsschwerpunkt ist auch gleichzeitig dein Korrekturschwerpunkt im Spiel. Probiere es einfach mal aus und lass dich überraschen, wie groß die Fortschritte deiner Mannschaft in 60 Minuten sein können, wenn du mit 100% Fokus einen einzigen Schwerpunkt korrigierst.


Wenn du nur einen dieser Tipps umsetzt, dann machst du bereits einen besseren Job als 90% der Trainer in deiner Liga. Falls du wirklich mit größter Überzeugung alle 5 Tipps umsetzt, dann kannst du direkt 3 Kisten Bier für die Feier nach eurem 1. Saisonspiel kalt stellen :)


Ich wünsche dir viel Erfolg in den letzten 6 Wochen eurer Vorbereitung und wir sehen uns in der Halle! Malte


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