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Effektive Kommunikation auf dem Spielfeld


Die Stimmung in einem Spiel kocht häufiger mal hoch und im Eifer des Gefechts ist es ganz natürlich, dass wir als Trainer nicht immer zu 100% auf unsere Kommunikation achten können. Es gibt viele emotionale Momente durch erfolgreiche und fehlgeschlagene Aktionen unserer Mannschaft. Pfiffe vom Schiedsrichtergespann, die wir als falsch betrachten oder ein lautes Publikum, welches nochmal extra Emotionen aufs Spielfeld bringt.


Trotz all dieser Umstände sollten wir immer ein Auge auf die Kommunikation mit unserer Mannschaft behalten. Wenn wir diese Aufgabe erfolgreich lösen, dann ist dies die Grundlage für eine positive Stimmung in allen Mannschaftsteilen und damit auch zum Sieg. In diesem Artikel möchte ich dir ganz genau zeigen, wie du deine Aufgabe als Kommunikator erfolgreich löst und welche Unterschiede es in der Kommunikation mit deiner Mannschaft in Angriff und Abwehr gibt, sowie mit den Torhütern und den Auswechselspielern.


Folgende Themen werden wir behandeln:

  • Grundlagen für die Kommunikation mit deiner Mannschaft

  • So sprichst du mit…deinem Angriff

  • So sprichst du mit…deiner Abwehr

  • So sprichst du mit…deinen Torhütern

  • So sprichst du mit…deinen Auswechselspielern


Grundlagen für die Kommunikation mit deiner Mannschaft


Als erstes müssen wir einmal die Verknüpfung von Trainingssituationen und Spielsituationen herstellen. Im Training legen wir die Grundlage für eine erfolgreiche Kommunikation mit deiner Mannschaft, da du deutlich mehr Zeit im Training mit deinen Spielern verbringst, als in Spielsituationen. Deswegen ist es enorm wichtig, dass du im Training exakt so mit deinen Spielern sprichst, wie du es auch später im Spiel tun wirst.


Viele Trainer tendieren dazu im Training sehr ausführlich und immer in vollen Sätzen mit ihrer Mannschaft zu sprechen, auf dem Spielfeld fangen sie dann aber an einfach nur einzelne Wörter zu schreien, weil ihnen die Zeit für komplette Sätze fehlt. Deswegen gehen wir von der Kommunikation in einer Spielsituation aus und bringen diese in unsere Trainingssituationen. Im Spiel steht deine Mannschaft unter hoher Spannung, ist voll fokussiert, befindet sich in Drucksituationen und die Lautstärke in der Halle ist deutlich höher als im Trainingsbetrieb. Aus diesen Gründen hat sich die Kommunikation über Kommandos als besonders effektiv herausgestellt. In diesen Kommandos werden alle unwichtigen Informationen weggelassen und wir kommunizieren nur den Kern unserer Intention, damit dieser besonders schnell bei unseren Spielern ankommt.


Dazu betrachten wir ganz kurz (versprochen - wirklich kurz) wie unser Gehirn Informationen aufnimmt und verarbeitet. Die linke Gehirnhälfte ist für Logik & Struktur zuständig, die rechte Gehirnhälfte für das bildhafte Denken. Wenn du nun mit ganzen Sätzen und im schlimmsten Fall Verneinungen arbeitest, dann müssen beide Gehirnhälften kooperieren um den Satz zu verarbeiten. Beispiel: "Martin, du sollst nicht immer hoch werfen, dann wirfst du drüber."


Wie du siehst gibt es in diesem Satz 3 Teile für die rechte Gehirnhälfte (in grün) und 2 Teile für die linke Gehirnhälfte (in rot) zu verarbeiten. Wenn wir diesen Satz wirklich auf den Kern reduzieren, dann bekommen wir ein komplett anderes Bild: "Martin, flach werfen."

Indem du Verneinungen und die Struktur eines kompletten Satzes weglässt, schaffst du es, dass ausschließlich die rechte Gehirnhälfte arbeiten muss, um dein Kommando zu verarbeiten. Dadurch gelangt die Information viel schneller und klarer zu deinem Spieler und er kann das gewünschte Verhalten deutlich einfacher umsetzen.


Gewöhne dir also an, bereits im Training viel mit Kommandos zu kommunizieren und deine Spieler darüber zu steuern, damit sie sich fürs Spiel nicht umgewöhnen müssen. Diese Kommandos bestehen immer aus dem Namen des Spielers und dann der Aktion, die umgesetzt werden soll, z.B: "Martin, einrücken".

Bei manchen Kommandos ergibt es Sinn, noch den Auslöser für die Aktion ans Ende zu setzen, damit deine Spieler das komplette Bild verstehen, z.B. "Martin, einrücken, Einläufer". Dadurch weiß Martin ganz genau, dass er einrücken soll, weil ein Einläufer kommt und schon ist er durch 3 simple Wörter top informiert und sein Gehirn konnte den Befehl sehr schnell verarbeiten und umsetzen.


Wenn du diese Kommunikationsweise im Training einführst und dann im Spiel benutzt, wirst du merken, dass du deine Mannschaft immer und immer schneller erreichst und sie deine Kommandos deutlich effektiver umsetzen werden. Dadurch behältst du als Trainer die volle Kontrolle über alles, was auf dem Spielfeld passiert.


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So sprichst du mit…deinem Angriff


Im Angriff ist es deine Aufgabe als Trainer, wenn deine Mannschaft selber keine Struktur oder Spielfluss aufgebaut bekommt, genau dafür zu sorgen. Dabei musst du natürlich beachten, dass deine Mannschaft in Richtung des gegnerischen Tores ausgerichtet ist, dich somit nicht sieht und deutlich weiter von dir entfernt ist, als wenn sie in der Abwehr steht. Deswegen ist der erste Schritt, dass du dich innerhalb deiner Coaching-Zone so nah wie möglich zu deiner Mannschaft bewegst. Du gehst also bis ans Ende deiner Coaching-Zone kurz vor die Mittellinie um die räumliche Distanz zu deiner Mannschaft zu verringern.

Je nach Lautstärke in der Halle, kann es trotzdem schwierig sein deine einzelnen Spieler zu erreichen, umso wichtiger wird die Kommunikationsweise mit Kommandos. Diese kannst du sehr laut und präzise rufen, um bis zu den Außenspielern durchzudringen. Im Angriff kommunizierst du hauptsächlich mit deinem Mittelspieler, um Auftakthandlungen anzusagen und ihn dadurch zu unterstützen. Ansonsten hast du Kommandos wie "Weiterspielen, Stoßen, Druck hochhalten, Zweikampf" um entweder mit deiner kompletten Mannschaft oder einzelnen Spielern zu sprechen. Das Kommando "Weiterspielen" kann z.B. ohne einen konkreten Adressaten in die Halle gerufen werden, um deiner kompletten Mannschaft zu signalisieren, dass sie weiterspielen sollen bis eine klare Torchance erzwungen wird. Das Kommando "Zweikampf" kann besser mit einem Namen verbunden werden, sodass der Spieler bereits sein Timing und seinen Laufweg anpassen kann, um den Zweikampf zu suchen. Noch präziser wäre dann ein Kommando wie "Martin, Zweikampf Nr.10" um Martin zu sagen, dass er die gegnerische Nr. 10 attackieren soll.


Also beachte bei der Kommunikation mit deinem Angriff deine Position in der Coaching-Zone, sowie die Benutzung kurzer und präziser Kommandos.



So sprichst du mit…deiner Abwehr


An deiner Abwehr bist du räumlich deutlich näher dran. Du kannst theoretisch bis auf Höhe der 7-Meter Linie gehen und dich dort direkt neben deinen Spielern positionieren. Dadurch fällt es dir natürlich schon deutlich leichter mit deinen Spielern zu sprechen, zusätzlich können sie dich durch ihre Körperausrichtung auch problemlos sehen.


In der Abwehr haben wir 2 verschiedene Phasen, in denen du mit deinen Spielern sprechen kannst. In der 1. Phase ist der gegnerische Angriff noch nicht richtig gestartet, evtl. wurde die Mitte auch noch gar nicht angepfiffen. In dieser Phase kannst du deutlich ausführlicher mit deinen Spielern in vollen Sätzen sprechen. Zum Beispiel könntest du zusammen mit dem Mittelmann kurz den letzten Angriff auswerten und planen, was im nächsten Angriff passiert. Oder du gibst einem anderen Spieler Rückmeldung zu seiner Angriffsaktion oder bereitest ihn auf die kommende Abwehrsituation vor. Auf jeden Fall hast du in dieser Phase genug Zeit, ganz normal mit deiner Mannschaft zu kommunizieren.


In der 2. Phase sieht das etwas anders aus, diese beginnt, sobald auch der gegnerische Angriff richtig startet und deine Mannschaft 100% Konzentration für die Abwehrsituation braucht. In dieser Phase wechselst du wieder zur Kommunikation über Kommandos. Deine Aufgabe ist es, dass die Struktur deiner Abwehr bestehen bleibt und du deine Spieler in dieser Verteidigungssituation unterstützt. Dabei könntest du einzelne Spieler über Kommandos steuern, dass sie etwas defensiver oder offensiver agieren sollen, Passwege attackieren oder enger am Kreis decken sollen. Du legst übers Mannschaftstraining ein Idealbild eurer Abwehr fest und alle Abweichungen, die jetzt im Spiel vorkommen werden von die korrigiert.


Auch in der Abwehr solltest du also auf deine Positionierung achten. Im Optimalfall hältst du dich in deiner Coaching-Zone zwischen der 7-Meter und 9-Meter Linie auf. Dann musst du deine Kommunikationsweise nur noch der entsprechenden Abwehrphase anpassen und schon erreichst du deine Spieler höchsteffektiv.


So sprichst du mit…deinen Torhütern


Die Kommunikation mit deinen Torhütern sieht etwas anders aus, als mit den Feldspielern. In der 1. Phase der Abwehrsituation hast du natürlich auch die Möglichkeit in vollen Sätzen mit deinem Torhüter zu sprechen. Sobald der Angriff richtig startet braucht dein Torhüter 100% Konzentration und du musst nicht wirklich mit ihm sprechen. Dafür haben wir beim Torhüter ein anderes Zeitfenster, welches sich viel besser anbietet.


Wenn unsere Mannschaft im Angriff ist, dann hat unser Torhüter hinten nicht viel zu tun und kann problemlos zur Bank kommen um dort etwas zu trinken und sich mit seinem Gespannspartner auszutauschen. Dieses Zeitfenster können wir nutzen um ausführlich mit unseren Torhütern zu sprechen. Falls du einen Torwarttrainer im Team hast, dann sollte dieser natürlich die Kommunikation übernehmen und er kann nach jeder Abwehrsituation in einer 3er Gruppe mit beiden Torhütern die vergangene Situation auswerten.


Falls du keinen Torwarttrainer hast, dann solltest du dich hier immer mal wieder einklinken, aber auch eine Routine für deine beiden Torhüter an sich einführen. Ziel dieser Routine ist, dass der spielende Torwart wirklich nach jedem Angriff kurz an die Bank kommt und sich mit seinem Kollegen über die vergangene Situation austauscht um Lösungen zu finden, was beim nächsten Mal besser gemacht wird. Dadurch übergibst du deinen Torhütern Verantwortung für eine wichtige Aufgabe und verbesserst gleichzeitig den Zusammenhalt des Gespanns, da beide sich nur darauf konzentrieren, was in der nächsten Situation verbessert werden kann.



So sprichst du mit…deinen Auswechselspielern


Jeder Spieler deiner Mannschaft ist ein aktiver Bestandteil des Teams und trägt zum Erfolg auf dem Spielfeld bei, auch die Auswechselspieler. Deswegen solltest du auch regelmäßig mit deinen Auswechselspielern sprechen. Hier hast du den Vorteil, dass du ganz in Ruhe in vollständigen Sätzen sprechen kannst und Situationen die auf dem Spielfeld passiert sind sehr detailliert analysiert werden können.


So kannst du z.B. mit einem Rückraum Rechten Auswechselspieler, anhand der Angriffsaktion die der aktive Rückraum Rechte auf dem Spielfeld gerade vollzogen hat, in die Analyse gehen. Nach einer schlechten Angriffsaktion kannst du ihm also Feedback geben, warum sein Kollege gerade den Ball verloren hat und was er stattdessen machen soll. Wenn du ihn dann aufs Spielfeld bringst, kannst du dir sicher sein, dass er genau verstanden hat, was er tun soll.


Nutze also die Möglichkeit, dass du mit deinen Auswechselspielern alles mögliche sehr detailliert analysieren kannst dazu, sie optimal auf kommende Spielsituationen vorzubereiten.


Einen letzten Hinweis möchte ich dir noch geben, der für jede Situation, egal ob im Training oder im Spiel wertvoll ist: Achte auf eine positive Kommunikation. Du bist ein Vorbild für deine Spieler. So wie du mit deinen Spielern, mit Schiedsrichtern, mit Gegnern und mit dem Publikum sprichst, so werden auch deine Spieler mit ihnen sprechen. Wenn du also eine ausschließlich positive Stimmung auf der Bank erzeugen möchtest, und das möchtest du in jedem Fall! Dann solltest du auch wirklich ausschließlich positiv, bestärkend und motivierend mit deiner Mannschaft sprechen. Ich sage nicht, dass es keinen Platz für konstruktive Kritik gibt, aber dafür hast du Zeit in der Halbzeitpause, nach dem Spiel oder auf der Auswechselbank. Ein Kritikgespräch mit einem Spieler, der gerade auf dem Spielfeld steht führt zu nichts und raubt ihm nur die Konzentration, die er für die aktuelle Situation braucht.


In dem Sinne: Setze die Kommunikation über Kommandos im Training und im Spiel um und beobachte, wie deine Mannschaft von Woche zu Woche immer schneller und besser aus deine Spielsteuerung hört. Dadurch wirst du wirklich zum Chef im Ring und behältst immer die volle Kontrolle über das Spiel.


Vielen Dank fürs Lesen und wir sehen uns in der Halle, Malte


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